Frauen dürfen künftig ohne männliche Erlaubnis reisen

04.08.2019  — Jasmin Dahler.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

In Saudi-Arabien benötigten Frauen bisher für Reisen ins Ausland die Erlaubnis eines männlichen Verwandten. Das soll sich künftig ändern.

Bislang Zustimmung von Männern notwendig

Unter Kronprinz Mohammed hat Saudi-Arabien begonnen die Regeln für Frauen zu lockern. Seit Juni 2018 dürfen Frauen endlich Auto fahren. Bis dahin war Saudi-Arabien das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht selber fahren durften.

Nun wurden die strikten Gesetze weiter gelockert. Frauen können in dem islamisch-konservativen Königreich künftig selbst über ihre Reisen entscheiden. So können Frauen über 21 Jahren einen Reisepass beantragen, ohne die Erlaubnis eines Mannes einzuholen.

Bisher hatten Frauen ihr ganzes Leben lang den rechtlichen Status von Minderjährigen. Wenn sie reisen oder studieren wollten, brauchten sie die Zustimmung eines männlichen Verwandten. Die neuen Dekrete, welche in der staatlichen Wochenzeitung des Königsreichs Umm Al-Kura veröffentlicht wurde, umfassen weitere Änderungen. Diese erlauben saudische Frauen in Zukunft, eine Hochzeit, Scheidung oder die Geburt eines Kindes einzutragen. Auch können sie erstmals offizielle Familiendokumente für ihre Kinder ausstellen.

Kosmetische Reform

Mit den neuen Reformen will der Kronprinz Saudi-Arabien liberalisieren und modernisieren. Kritiker sprechen jedoch von einer kosmetischen Reform und fordern, das Vormundschaftssystem für Frauen komplett abzuschaffen. Denn trotz des neuen Dekrets bleiben die Frauen auch künftig in vielen Bereichen von den Männern abhängig.

Frauen brauchen weiterhin die Zustimmung ihres Vormunds, um aus dem Gefängnis entlassen zu werden oder ein Heim für missbrauchte Frauen zu verlassen. Auch das Heiraten bleibt weiter in den Händen der Männer.

In konservativen Kreisen in Saudi-Arabien regt sich heftige Kritik an dem neuen Dekret. Dass das Thema heikel ist, zeigt sich auch in der Sprache, in der die Dekrete verfasst sind. Es wird nie explizit von Frauen gesprochen, sondern stets von Staatsbürgern, ohne ein Geschlecht zu nennen.





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