Bibliotheken: Gemütliches Lesen im Rückzugsort statt Konsumzwang unter Werbeflächen

01.02.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Die Orte, an denen Menschen sich aufhalten können, ohne etwas kaufen zu müssen oder mit Werbung bombardiert zu werden, schrumpfen. Gerade für einkommensschwache Menschen wird die Teilhabe am öffentlichen Leben so immer schwerer. Bibliotheken halten dagegen – als kleine Oasen in einer schnelllebigen Konsumgesellschaft.

Eine beengte Wohnung, Stress auf der Arbeit und in der Familie oder einfach nur Lust auf einen Tag in der Stadt: Manchmal muss man einfach mal raus. Doch wenn das Geld knapp ist, schrumpfen die Optionen schnell zusammen. Im Park spazieren macht nicht bei jedem Wetter Spaß, wer im Café lesen möchte, muss erst einen Kaffee kaufen. Wohin also dann? Wie wäre es mit einem Besuch in einer der knapp 8850* deutschen Bibliotheken (*Stand 2022)?

Bibliotheken als Orte der Ruhe, Bildung und Gemeinschaft

Wer sich im Café verweilen möchte, muss zunächst etwas bestellen. In der Bibliothek gelten neben den ganz gewöhnlichen Geboten der Höflichkeit keine weiteren Eintrittsbedingungen, es muss auch keine Karte oder ein Ausweis vorgezeigt oder ein Termin gebucht werden. Hier steht ein anderer Konsum im Mittelpunkt: der von Wissen, Kultur und Unterhaltung. Nur, wer das komplette Angebot der Bibliothek nutzen und zum Beispiel Bücher auch entleihen statt vor Ort lesen möchte, muss dafür Mitglied werden.

Damit spielen Bibliotheken in einer stark konsumorientierten Welt eine so wesentliche wie einzigartige Rolle – nicht "nur" als Orte ohne Konsumzwang, sondern auch der öffentlichen Ruhe und der für jeden Menschen zugänglichen Bildung. Die findet man hier übrigens nicht "nur" in Büchern: Neben Filmen, Hörspielen, Lernsoftware und weiteren Medien bieten viele Bibliotheken auch kostenfreie oder -günstige Workshops und Fortbildungen an. Wer mehr sucht als "nur" einen ruhigen öffentlichen Ort zum gemütlichen Schmökern, kann in Bibliotheken Lesungen und Buchclubs besuchen. Und in den Libraries of things, den Bibliotheken der Dinge, werden von der Kamera bis zur Nebelmaschine für die nächste Party sogar Gegenstände entliehen. Das geht zwar in der Regel nur mit Mitgliedskarte, doch dafür wird auch hier dem Kaufrausch ein nachhaltigeres, sozialeres und günstigeres Modell entgegengestellt: Bewusster und sparsamer Konsum, von dem ganz im Geiste der Bibliotheksidee die ganze Gemeinschaft etwas hat.

Bibliotheken sind aus dem öffentlichen Raum nicht wegzudenken. Sie sind einer der wenigen Orte ohne finanzielle Barrieren, der allen Menschen gleichermaßen offensteht – und das bei jedem Wetter. Sie bieten einen wichtigen Gegenpol zu Konsumzwang und Werbeflächen. In Bibliotheken können Menschen sich auf das konzentrieren, was sie auf der Flucht vorm Alltag suchen: das Streben nach Wissen, die Freude am Lesen und die Gemeinschaft mit anderen.

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Bild: Pixabay (Pexels, Pexels Lizenz)

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