01.12.2015 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen .
„Ärztinnen und Ärzte müssen geschult werden, die gesundheitlichen – vor allem auch psychischen Folgen – von Gewalt besser zu erkennen und entsprechend zu handeln“, erklärte Gesundheits- und Emanzipationsministerin Barbara Steffens am Mittwoch, den 25.11.15, am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zur Eröffnung der Fachtagung „Geschlecht, Gewalt, Depression“ des Kompetenzzentrums Frauen und Gesundheit NRW.
Laut Weltgesundheitsorganisation haben von Gewalt betroffene Frauen ein zwei bis dreifach höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken, als Frauen ohne Gewalterfahrungen. Umgekehrt haben depressive Frauen ein doppelt so hohes Risiko Gewalterfahrungen in einer Partnerschaft zu erleben.
Eine zu späte oder falsche Behandlung kann zu jahrelangen chronischen Beschwerden und schlimmstenfalls zum Suizid führen. Deshalb bietet das vom Land finanzierte Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit in zurzeit fünf Regionen in Nordrhein-Westfalen (Bielefeld, Wuppertal, Rheinisch-Bergischer Kreis, Rhein Kreis Neuss, Kreis Siegen-Wittgenstein) ein Programm zur gewaltinformierten Gesundheitsversorgung Gewinn Gesundheit® an. Im Rahmen von Fortbildungen und Fachveranstaltungen wurden bereits über 130 Ärztinnen und Ärzte für den besonderen Versorgungsbedarf gewaltbetroffener Frauen sensibilisiert. „Erst wenn eine vorhandene Gewaltbelastung frühzeitig von einer Ärztin oder einem Arzt erkannt und einfühlsam angesprochen wird, kann die Patientin die medizinische Versorgung erhalten, die sie wirklich braucht“, sagt Marion Steffens, die gemeinsam mit Prof. Claudia Hornberg das Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit NRW leitet.
Zu oft jedoch werden die Betroffenen noch vorrangig mit Antidepressiva und weiteren Psychopharmaka behandelt. Dauerhafte Medikation bekämpft die Symptome, führt aber allein nicht zur Heilung. „Wir müssen die psychosomatischen Versorgungsangebote in Nordrhein-Westfalen den Bedarfen entsprechend ausbauen – insbesondere für traumatisierte Frauen – und alternativen Behandlungsmethoden sowie der ,sprechenden Medizin‘ mehr Chancen einzuräumen. Dabei müssen wir auch Flüchtlingsfrauen im Blick haben, die im Heimatland oder auf der Flucht Gewalt erlebt haben“, so Ministerin Steffens.
Laut internationalen Studien machen depressive Symptome fast 35 Prozent der Krankheitsbelastungen durch Gewalt aus. Die Studienergebnisse legen nahe, dass die Zahl von Depressionserkrankungen und Suizidfällen verringert werden könnten, wenn Frauen besser vor Gewalt geschützt würden. Auch für Kinder und Jugendliche gilt: Opfer häuslicher Gewalt zeigen häufiger Symptome einer Depression.
Neben dem Gesundheitsbereich leisten auch Frauenhäuser einen wichtigen Beitrag, Depressionen als Gewaltfolge zu vermeiden. Vom Leben im Frauenhaus und von den Schicksalen der Bewohnerinnen erzählt die Fotoausstellung der Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW „Auf der Schwelle – Leben im Frauenhaus“. Sie wird heute im Ministerium von Staatssekretärin Martina Hoffmann-Badache eröffnet und gewährt mit Bildern der Fotografin Brigitte Kraemer einen authentischen Blick hinter sonst verschlossene Türen. Interessierte können die Ausstellung im Ministerium bis zum 4. Dezember 2015, montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr im Foyer der vierten Etage besuchen.