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Außergewöhnliche Architektur: Tintagel Castle

02.02.2024  — Michelle Bittroff.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gebäude, die sich den architektonischen Normen widersetzen, faszinieren immer wieder aufs Neue. Was Architekten sich alles einfallen lassen und auch verwirklicht haben, erfahren Sie in unserer Reihe "Außergewöhnliche Architektur". Heute: Tintagel Castle.

Tintagel Castle ist einer jener Orte, an denen Legenden entstehen. Die Burgruine an der zerklüfteten Westküste Cornwalls thront auf hohen Klippen und trotzt seit dem frühen Mittelalter den Naturgewalten. Und sie soll die Geburtsstätte von König Artus sein.

Alter Mauer des Tintagel Castle

© Von Dietrich Krieger, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 Deed ; für Großansicht bitte anklicken

Was macht die Burgruine so besonders?

Die beeindruckende Ruine von Tintagel Castle liegt an der Westküste Cornwalls in der Nähe des Ortes Tintagel. Das Burggelände wird von der erodierten Landzunge beherrscht, die die Halbinsel vom Festland trennt. Tintagel Castle liegt somit auf beiden Seiten eines fast 200 Meter tiefen Abgrunds. (Siehe unten) Jahrhundertelange Erosion hat viele Teile der Burg weggespült, doch noch immer können Besucher den steilen Weg entlang der Klippen besteigen, um die alten Gemäuer der Burg zu bestaunen.

Der Grund, warum die Burg so viele Touristen anzieht, liegt fast 900 Jahre in der Vergangenheit: 1136 veröffentlichte der britische Gelehrte Geoffrey of Monmouth seine Geschichte der Könige von Britannien (Historia Regum Britanniae), die fortan die Burg für immer mit der Artussage verbinden sollte. Denn die Geschichte besagt, dass Uther Pendragon, König von Britannien, mit Hilfe des Zauberers Merlin für eine Nacht die Gestalt von Gorlois, Herzog von Cornwall, annahm. In dieser Verkleidung verbrachte Uther eine Nacht mit Igraine, der Frau von Gorlois, und aus dieser Begegnung ging König Artus hervor.

Trotz des literarischen Ruhms verlor die Burg noch im Laufe des Mittelalters aufgrund ihrer geographischen Lage an strategischer und politischer Bedeutung. Funde von Gegenständen wie Krüge und Münzen aus dem 5. bis 7. Jahrhundert zeigen dennoch, dass Tintagel im Mittelalter von Handelsschiffen angelaufen wurde. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Burg zur Unterbringung von Gefangenen genutzt, bevor sie 1533 endgültig aufgegeben wurde.

Die frühmittelalterliche Burg inspiriert seit jeher Dichter, Schriftsteller und Künstler aus aller Welt. Deshalb haben sich 2019 in der britischen Grafschaft Cornwall Architekten und Ingenieure zusammengetan, um die seit Jahrhunderten geteilte Burg mit einer imposanten Brücke wieder zu vereinen.

Brücken-Spektakel an der Westküste Cornwalls

Tintagel Castle Neue Brücke

© Von John-Mark Strange, Unsplash, Unsplash Lizenz; für Großansicht bitte anklicken

Sie ist 68 Meter lang und besteht aus 40.000 Schieferplatten, die aus dem ältesten Steinbruch Englands stammen: Die Brücke, die sich vom Festland zur Halbinsel schwingt, erleichtert seit ihrem Bau im April 2019 vor allem älteren Menschen den Zugang zur historischen Stätte – zuvor war die Burg nur über einen schmalen Pfad und steile Treppen zu erreichen.

Dazu wurden zwei 30 Meter lange Kragträger mit Seilen und Stützen in die Felswand eingebaut. Der Gehweg auf der Brücke besteht aus vertikal verlegten Platten, die der Brücke ein modernes Aussehen verleihen. Außerdem befindet sich in der Mitte zwischen den beiden Trägern ein 40 Millimeter breiter Spalt. Damit reagierten die Architekten auf das raue Klima der Region und gaben der Brücke die Möglichkeit, sich je nach Witterung auszudehnen oder zusammenzuziehen.

Für die rund 250.000 Menschen, die jährlich nach Tintagel kommen, ist das imposante Bauwerk ideal, um sich auf die Reise rund um die Legenden von König Artus zu begeben.

Ist König Artus wirklich hier geboren?

Im 12. Jahrhundert erlangte der Ort Tintagel literarische Berühmtheit, als Geoffrey of Monmouth ihn als Geburtsort des legendären König Artus erwähnte. Tatsächlich aber kann die Burg selbst nicht der Geburtsort von König Artus gewesen sein, denn sie wurde erst um 1230 erbaut, also rund 700 Jahre nach Artus' Zeit. Zumal es bis heute keinen eindeutigen Beweis dafür gibt, dass es einen König Artus überhaupt gegeben hat. Dennoch versprüht die Ruine bis heute ihren ganz eigenen mystischen Charme und bietet mit ihren steilen Felswänden und der mittelalterlichen Kulisse allen Fans der Sage ein fast schon ritterliches Abenteuer à la König Artus!

Tintagel Castle Große Ansicht

© Von Melaniemason, Pixabay, Pixabay Lizenz; für Großansicht bitte anklicken

Betontreppe führt zum Tintagel Castle

© Von George Hiles, Unsplash, Unsplash Lizenz; für Großansicht bitte anklicken

Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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