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Gender Investment Gap: Startup-Gründerinnen erhalten viel weniger Geld als Männer

26.02.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst & Young GmbH.

237 Frauen und 1.713 Männer erhielten 2023 frisches Kapital für ihre Startups. 5 Prozent aller Jungunternehmen, die 2023 Risikokapital erhielten, hatten rein weibliche Gründungsteams – sie erhielten aber nur 2 Prozent des Kapitals. Gründerinnen in der Gesundheitsbranche (24 Prozent) sind am stärksten vertreten.

Je größer die Finanzierungsrunden von Startups, desto kleiner ist der Gründerinnenanteil. „Gender Pay Gap“ auch bei Deutschlands Gründerinnen: Startups, die von einem Team auf die Beine gestellt wurden, das ausschließlich aus Frauen besteht, erhielten im vergangenen Jahr nur einen Bruchteil der Summe, die an Jungunternehmen mit rein männlichen Gründungsteams floss. Konkret: 102 Millionen Euro gingen an Startups mit einem rein weiblichen Gründungsteam – das sind zwei Prozent des insgesamt investierten Risikokapitals. Umgekehrt erhielten Startups, die nur von Männern gegründet wurden, 87 Prozent des Kapitals, das entspricht 4,9 Milliarden Euro. Der Rest – 608 Millionen Euro – ging an Startups, in denen sowohl Männer als auch Frauen das Gründungsteam bilden.

Besonders deutlich wird diese Diskrepanz, wenn man die Diversität innerhalb der Startup-Gründungsteams in Relation zu der Größe der Finanzierungsrunden betrachtet: So lag der Frauenanteil bei allen Startups, die im vergangenen Jahr neues Kapital erhielten, bei 12,2 Prozent. Bei den Jungunternehmen, die eine Finanzierung von mindestens 50 Millionen Euro erhielten, betrug der Frauenanteil in den Gründungsteams hingegen nur 1,8 Prozent. Die Auswertung zeigt: Je größer die Finanzierungsrunden, desto kleiner ist der Frauenanteil.

Insgesamt zählten die Gründungsteams der Startups, die 2023 in Deutschland mindestens eine Finanzierungsrunde verzeichneten, 1.950 Personen – 237 davon waren Frauen. Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass in Berliner Startups deutschlandweit Frauen in den Gründerteams am stärksten vertreten sind: Insgesamt erhielten im vergangenen Jahr 265 Berliner Unternehmen, bei denen die Gründungsmitglieder bekannt sind, frisches Kapital – deren Gründungsteams wiesen einen Frauenanteil von 17 Prozent auf. Zum Vergleich: In Bayern liegt der Anteil nur bei 12 Prozent, in Nordrhein-Westfalen bei 13 Prozent und in Baden-Württemberg bei 12 Prozent.

Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) mit dem Fokus auf Gründerinnen. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind. Unternehmen, bei denen sich die Zusammensetzung des Gründungsteams nicht recherchieren ließ, flossen nicht in die Analyse ein.

Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY: „Wir sehen hierzulande bei der Startup-Finanzierung eine massive ,Gender Investment Gap‘.“ Die Gründe hierfür seien vielfältig und vielschichtig: „Zum einen sehen sich Frauen in der Wirtschaftswelt nach wie vor größeren Herausforderungen gegenüber als Männer. Dabei spielen auch im Jahr 2024 noch traditionelle Rollenbilder eine Rolle.“

Prüver: „Vielfalt fördert Innovation und Kreativität“

Prüver hält dagegen: „Startups sind ein essenzieller Innovationsmotor für die Wirtschaft. Gerade wenn es um neue Impulse, Ideen und Ansätze geht, ist Diversität ein Schlüssel, um am Markt zu punkten. Denn Vielfalt fördert Innovation und Kreativität, führt zu einem reichhaltigen Ideenpool. Wenn in einer männlich dominierten Wirtschaftswelt männlich dominierte Investoren bevorzugt in Startups männlicher Gründer investieren, läuft etwas grundlegend schief.“

Fakt ist allerdings auch: Der Anteil von Startup-Gründerinnen ist in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen. Das sei zwar noch ein schwacher, aber immerhin positiver Trend, der sich hoffentlich verstärken werde, so Prüver: „Je mehr Beispiele es von erfolgreichen Gründerinnen gibt, desto mehr ambitionierte Jungunternehmerinnen werden ihnen folgen – und damit das Startup-Ökosystem, das sich aktuell ohnehin in einem Umbruch befindet, wirtschaftlich weiter verstärken.“

Ein weiterer Grund für die Gender Investment Gap ist der erkennbar unterschiedliche Sektor-Fokus von Gründerinnen und Gründern. So ist der Anteil von Gründerinnen in vier der fünf nach Finanzierungssummen Top-Sektoren im Jahr 2023 nur unterdurchschnittlich – und das zum Teil deutlich. Während der Frauenanteil bei Software&Analytics noch bei zehn Prozent liegt, sind es im Bereich Energy gerade einmal zwei Prozent. In den Sektoren Mobility sowie Media&Entertainment und FinTech beträgt er jeweils sechs Prozent.

Gesundheitsbranche mit dem größten Gründerinnenanteil

Am stärksten vertreten sind Gründerinnen dagegen in der Gesundheitsbranche, hier ist fast jedes vierte Gründungsmitglied (24 Prozent) weiblich. Auch in den Bereichen Recruitment (20 Prozent), AdTech (18 Prozent) und E-Commerce (17 Prozent) ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch. Prüver: „Generell erhalten Startups, die auf dem Knowhow aus dem MINT-Bereich basieren, deutlich mehr Kapital als andere Jungunternehmen. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Technologie-Startups, die aktuell überdurchschnittlich viel Kapital einsammeln. Und gerade hier sind Frauen in den Gründungsteams deutlich unterrepräsentiert.“

Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass Frauen sich bei der Studienfachwahl sehr viel seltener für ein MINT-Fach entscheiden. Allerdings: Zwar sind noch immer zwei von drei Studierenden in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik Männer. Die Anzahl der Studentinnen hat sich aber in den vergangenen 20 Jahren laut Statistischem Bundesamt mehr als verdoppelt – auch wenn zuletzt wieder leichte Rückgänge zu verzeichnen waren. Generell betrachtet sei dies trotzdem ein wichtiges Signal, so Prüver, denn: „Ich rechne fest damit, dass die Zahl der Gründerinnen in MINT- Sektoren weiter steigen wird – und sich in der Folge auch die ,Gender Investment Gap‘ Stück für Stück schließen wird.“

Hier können Sie die komplette Studie kostenlos bestellen.

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